
Zeit für Trauer. Zeit für Reflexion.
Ich wurde gefragt, weshalb ich so lange ruhig war.
Warum ich auf Social Media kaum sichtbar war.
Wie das als Coachin „gehen“ kann.
Ob ich mir das leisten kann.
Ja. Ich kann. Und ich tue es.
Nach dem Tod meiner erstgeborenen Tochter habe ich mir eine Auszeit genommen. Aus dem Beruf. Aus der Öffentlichkeit. Ich bin dankbar, dass ich das in unserem System konnte – und dass ich es mir erlaubt habe. Ich habe meinen Online-Auftritt stark reduziert, ebenso meine Coachingtätigkeit, meine Präsenz im Berliner Praxis-Kollektiv eingestellt. Nicht aus Schwäche. Sondern aus Notwendigkeit.
Ich wollte und musste verstehen. Was geschehen ist.
Was das mit mir macht. Was bleibt.
All das WIESO, WESHALB, WARUM, WOFÜR. All die Wut, Verzweiflung, Trauer, Frustration, die Schuldgefühle und Schuldzuschreibungen, die Aggressionen, die Überforderung, die Liebe, die Ohnmacht.
In der Trauer kommt und geht vieles. Mal schleichend, mal heftig, manchmal überwältigend. Und auch wenn ich mich schon vorher mit dem Thema auseinandergesetzt habe, als ich vom Brustkrebs meiner Tochter erfuhr – nichts bereitet dich wirklich auf den Moment vor, wenn der Tod sich holt, was er will.
Und ja –
es tut verdammt weh.
Der Tod ist mir nicht fremd. Ich bin ihm begegnet – beruflich, privat, in Beziehungen. Aber dieses Mal geht es um mein Kind. Mein Kind. Getragen in mir. Mit Schmerzen geboren. Und nun auch mit Schmerzen wieder gegangen. Eine Art umgekehrte Geburt. Zwei Wochen lang. Körperlich. Umgekehrte Wehen.
In meinem Kopf:
Ein Knäuel aus Fragen, Erinnerungen, Widersprüchen.
Verdrängen? Keine Option. Ich wollte fühlen – bewusst, ehrlich, radikal. Das braucht Zeit. Und Raum. Und Unterstützung. Ich habe vieles ausprobiert: Gespräche, Techniken, Rituale. Einige waren teuer. Andere umsonst. Aber eines blieb: Ungeklärtes im Leben lässt sich nach dem Tod nicht mehr aufräumen. Es ist vorbei. Unwiderruflich. Unumkehrbar.
Und doch:
Ich bin nicht stehen geblieben.
Irgendwann kam das Innehalten.
Das Wiederankommen bei mir.
Das langsame Loslassen.
Nicht von der Liebe.
Aber vom Anspruch, alles verstehen zu müssen.
Ich lerne, meine Zeit bewusster zu leben.
Mit mehr Wertschätzung.
Mit mehr Klarheit.
Mit Menschen, die ich liebe.
Mit mir.
Ich bin wieder hier.
Noch nicht „die Alte“ – vielleicht werde ich das nie wieder sein.
Aber ich bin Mo.
Und ich gehe weiter.
Mit Liebe. Mit Erfahrung.
Und mit dem tiefen Wunsch, Räume zu schaffen, in denen Menschen nicht stark sein müssen, um gesehen zu werden.
In Liebe,
Mo
August 2025
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